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Helga Elben: Drei Sitzende (Bildausschnitt)

Helga Elben: Projekt IKARUS

Denkvoraussetzungen und Interpretationsvorstellungen zur Plastik

Die Geschichte von Ikarus und Dädalus ist bekannt. Das Thema reflektiert das ewige Drama von der Hybris des Menschen, gegen den Kosmos als Subjekt aufzutreten und sich behaupten zu wollen, geleitet vom Techniker Dädalus, „richtend den Geist auf neue Erfindung“ (Ovid). Mit der Technik des Dädalus überschreitet Ikarus die Grenzen menschlichen Handelns und menschlichen Könnens, d.h. indem er zu hoch steigt, bewirkt er ein gestörtes Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt und verliert daher sein Leben.

Hega Elben: Großplastik karus

Für alle Interpretationen gilt, daß der Mythos aus vorgeschichtlicher Zeit grundsätzlich nicht erneuerbar oder ergänzbar ist. Aber er ist ambivalent, ja mehrdimensional. Und so wechseln der Hinweischarakter, die Anweisungsaspekte, die Beobachtungsrichtungen mit der jeweiligen Gegenwart. Holen wir den Mythos in die gegenwärtige Aktualität, so stellen wir gerade von Europa aus fest, dass er sich zwar noch philosophiegeschichtlich, weniger aber hinsichtlich des gegenwärtigen und zukünftigen technischen Machens auf Europa bezieht. Denn er ist ein Mythos derjeweiligen geistig-technischen Moderne.Die scheint sich in den asiatischen Staaten, ganz besonders in China, zu entwickeln. Hierentstehen neue komplexe Zusammenhänge, für die der Mythos von Dädalus und Ikarus Denkanstöße bieten kann. Denkanstöße im Kunstwerk bedeuten, sich als Künstler nicht auf eindimensionale Interpretationen festzulegen. Die in meiner Plastik - dem Mythos entsprechende - Mehrdimensionalität und die damit beabsichtigte Entdeckung ambivalenter Gesichtspunkte ist auch hier Bestandteil meiner künstlerischen Arbeit. Der Blick auf China ergab sich aus dem Gespräch mit engagierten Freunden und Technikern, die mir den Blick für die rasch wachsende Industrialisierung und Technisierung des Landes schärften.

Hega Elben: Großplastik karus
Hega Elben: Großplastik karus
Hega Elben: Großplastik karus

Hega Elben: Großplastik karus

Die damit verbundenen Chancen und Probleme liegen in der mythischen Spannung zwischen Dädalus und Ikarus: Voraussetzung für die gesellschaftliche und künstlerische Problematisierung überhaupt ist der entwickelte und in die praktische Ausführbarkeit übersetzte technische Sachverstand. Was soll man, was darf man, was muß man mit der Technik machen? Das sind Fragen an die theoretischen und praktischen Möglichkeiten von Grenzüberschreitungen in der Benutzung von Technik, deren Weiterdenken, deren Beantworten dem Betrachter überlassen bleibt. Es sind Fragen, die an den Maßstab für das Handeln rühren. Zudem: Dädalus kann einmal in die Freiheit der Lüfte entlassen, nicht mehr steuern, so sehr er das möchte, so sehr er ihn ermahnt hat. Denn spontane Begeisterung liegt außerhalb zweckrationaler Erwägungen. Wie weit müssen die Techniker, auch die Machttechniker, ihre Menschen in die Freiheit entlassen...?

Beschreibung der Plastik

Diese Vorstellungen haben mich zu meiner Ikarus-Plastik geführt. Sie hat die Grundform eines gleichschenkligen Prismas , Höhe 2,00 m, Breite 1,90 m, Tiefe 0,88 m. Sie ist damit also auch formal an menschlichen Proportionen orientiert. Das gilt auch für die auf der Basis stehende, aus einer Metallfläche gearbeitete abstrakte Form des Ikarus. In die dem Betrachter zugewandten Dreiecksseiten der prismatischen Form sind zwei Flügel eingebaut, die jeweils die ganze Seitenhöhe einnehmen. Sie bewegen sich mittels kleiner Elektromotoren auf- und zuklappend. Die damit verbundenen Assoziationen zu den Flügeln des Ikarus sind gewollt. Auf diesen Flügeln befinden sich unterschiedlich geformte und unterschiedlich gelochte Metallflächen, die sich rhythmisch, aber nicht im gleichen Takt auf einer Achse auf und ab bewegen. Sie werden ebenfalls durch die schon genannten kleinen Elektromotoren angetrieben. Bewegung und der Werkstoff Aluminium, Werkstoff für Flugobjekte, weisen auf die Absicht des Fliegens hin. Die Plastik steht fest mit ihrer Form des gleichschenkligen Dreicks auf dem Boden. Aber durch die Beleuchtung der Plastik von verschiedenen Seiten und durch die Materialstruktur des Sockels scheint das Objekt im Raum zu schweben. Das wird noch verstärkt durch das auf den glatten Oberflächen sich verfangende und sie außerdem durch ihre Lochmuster durchdringende Licht und die großen, sich im Wechselspiel von Innen und Außen bewegenden Schatten auf den Wänden des Raumes.

Aber: Die Plastik ist ein Kunstwerk und keine Flugmaschine. Trotz der Motoren, trotz des Flugzeugmaterials Aluminium, trotz aller Assoziationsabsichten ist das Objekt fluguntüchtig und in der Konzeption als Kunstwerk eben kein Resultat ingenieur-wissenschaftlicher Arbeit. Es ist der bildliche Ausdruck des Wunsches, sich frei und schwerelos über die Dinge der Welt erheben zu können. Darauf weist der Titel in seiner Negation hin: „Keine Flugmaschine für Ikarus“.

Wegen der elektrischen Antriebsmotoren ist die Plastik nur in Innenräumen aufstellbar.

Helga Elben

ikarus

ikarus

IKARUS als Kleinplastik

»Ikarus« ist als kinetische Kleinplastik erhältlich.

Material: Edelstahl,
Maße: 60 x 26 x 19 cm

Anfragen unter info(at)janzen-galerie.com

Ikarus als Kleinplastik

Ikarus als Kleinplastik

Ikarus als Kleinplastik